Time to wonder – Oder: Weshalb mein Fließband langsamer läuft.

Vier Bände, ca. 170.000 Wörter pro Buch, mittlerweile mehr als 30 wiederkehrende Charaktere – Die Eschberg-Reihe geht weiter, bleibt sich treu und erfindet sich dennoch mit jedem Band neu. Dass nur noch ein Band pro Jahr erscheinen wird, hat so seine Gründe …

 

Mitte 2013 hatte ich die erste Idee zur Eschberg-Reihe und begann wenig später damit, den Geschichten einen Rahmen und einen roten Faden zu geben. Denn den ungefilterten Bandsalat, den meine Protagonisten da ohne zu fragen, ob es gerade passt, raushauen, muss man erst mal hinterfragen. Wie im Krimi. Zeugenvernehmung, Tatortbesichtigung. In den ersten zweieinhalb Jahren habe ich also nur geschrieben, verbessert, gelöscht und geplottet. Während dieser Zeit entstand auch schon Band 2 und ich habe mit Band 3 begonnen. Bei der Veröffentlichung von „Märchenhaft – Elisabeth“ lagen also schon anderthalb weitere Bücher „auf Halde“, wie es so schön heißt. Womit ich – naiv, unschuldig, unerfahren – nicht gerechnet habe, war das Marketing. Und dass Buchmarketing so anders funktioniert, als der Verkauf anderer Waren. Und dass es mich so viel Zeit kosten würde. Hier geriet also die Produktion ein wenig ins Stocken. 

Ich gehöre auch eher zu denjenigen, die sich einfach nur gern zurückziehen und ohne jegliche Ablenkung schreiben. Ich ermittle also lieber verdeckt. Dummerweise lass ich mich unter anderem durch die sozialen Medien sehr schnell von dem abbringen, was ich eigentlich geplant habe. Den Schuh zieh ich mir an, da hilft nur Selbstdisziplin. Das Gewissen ist aber genauso schlecht, wenn ich mal ein paar Tage meine Profile nicht pflege und füttere. Vor allem aber schrumpft sofort der Kreis derer, die warten. Warten auf den nächsten Post, Leseschnipsel, das nächste Bild oder eben das nächste Buch. Und das ist verdammt schade. So wird der Krimi zum Tanz auf dem Drahtseil. 

Prinzipiell habe ich mit dem Schreiben angefangen, weil ich einerseits Platz im Kopf schaffen wollte, dazu mussten die vorhandenen Geschichten raus. Andererseits wollte ich etwas lesen, auf das ich Lust hatte, das mich mehr ansprach als die Bücher, die ich mir zuvor zu Gemüte geführt habe. Ich wollte von starken Frauen lesen und großartigen Freunden, von Beziehungen, die sich entwickeln und ich wollte Teil dieser Beziehungen werden. Als ich die ersten Feedbacks zu Elisabeth bekam, war ich mehr als froh, dass meine Leser sich auch als Teil von Eschberg gefühlt haben. Mittendrin waren. Sich das alles nicht nur vorstellen konnten, sondern es gefühlt haben. Eschberg erleben. 

Und an dieser Stelle kommt eine Sache ins Spiel, die vermutlich kaum auffällt – Recherche. Also auch wie im Krimi. An den meisten Orten, die ich beschreibe, bin ich gewesen (sofern es sie denn gibt), habe Ausstellungen und Messen besucht, Fashion-Shows und Arbeitsplätze. Habe Freunde und Bekannte um Erfahrungen gebeten, Bücher gewälzt und Autos probegefahren. Yeah, hat Spaß gemacht! 

Nun muss ja der Autor an sich nicht jeden Blödsinn selbst gemacht haben, um das im Buch verwerten zu können. Wäre auch ziemlich gefährlich, wenn ich da an den ein oder anderen Krimi denke. Die Diskussion gibt es auch in diversen Foren immer wieder und der Grundtenor ist immer derselbe: Solange es sich für den Leser authentisch anfühlt, ist es gut. (Ich merke gerade, dass ich diesen Blogartikel durchaus auch „Die Eschberg-Reihe, Einblick in die laufenden Ermittlungen“ hätte nennen können …)

Für manche Sachen bemühe ich aber auch nur kurz Wikipedia oder das etymologische Wörterbuch. Oft sind es aber auch Dissertationen oder Fachbücher, Ratgeber und Erfahrungsberichte. Kurzum: Ich lese viel. Und habe glücklicherweise eine ziemlich schnelle Internetverbindung und ein zuverlässiges Auto. Aktuell ist übrigens das Thema Önologie Gegenstand der Forschung.  

Was aber, bei aller Recherche, dem Schreiben und Plotten, nicht fehlen darf, ist die Zeit, etwas reifen zu lassen. (Wie Wein. Oder Whisky. Kenn ich mich inzwischen auch mit aus …) Sich die Charaktere noch einmal genauer anzusehen und zu überprüfen, ob sie denn wirklich so handeln müssen bzw. ob die Handlung logisch ist und wenn nicht, ob das nun eine persönliche Entwicklung ist oder geändert werden muss. Manchmal spiele ich Szenen im Kopf noch mal an anderen Orten durch oder mit anderen Personen; gerade Schlüsselmomente wie ein erster Kuss oder eine Trennung sind für den Leser später mit so vielen Emotionen verbunden, dass ich da nicht einfach dem erstbesten Geblubber nachgeben darf, das mir so unterkommt. Manchmal erzählen mir „die Stimmen“ nämlich sehr unterschiedliche Varianten des Geschehenen … Aber wie singt Andreas Bourani so nett? Das ist alles nur in meinem Kopf.  Und erst wenn es raus ist, ist es richtig. (Und dann muss es noch testgelesen, lektoriert und korrigiert werden ...) 

Neben der Eschberg-Reihe laufen aber auch weitere Buchprojekte (Tiffany 2, Der Denker, Basta mit Pasta und Die Barnsteiner-Dilogie sowie ein noch ganz rudimentäres Fantasy-Projekt), an denen ich parallel arbeite. Um da ein paar Freiheiten mehr zu haben, Eschberg aber auch die nötige Time to wonder zu lassen, werden Band 5 und die folgenden jeweils im Herbst des Jahres erscheinen – wenn’s klappt, natürlich zur Buchmesse! So oder so: Keine Panik. Auf meiner Festplatte und der Sicherungskopie sind auch schon die Plots für die Bände 6-10 fertig sowie ein Sequel „Die Kinder von Eschberg“. Das Fließband läuft also ... Nur eben langsam. Irgendjemand muss Rosamunde Pilcher ja mal ablösen. (Mich persönlich irritiert daran übrigens am meisten, dass meine Mathelehrerin Rosamunde hieß. Die hat mir damals geraten, nichts mit Zahlen zu machen, beruflich. Erledigt!)

Bis ihr also Constanze und „Zaghaft“ kennenlernt, freue ich mich über jede neue Rezension und jeden neuen Leser. Auf meiner Facebook-Seite werde ich euch aber weiterhin mit frischen Schnipseln und Leseproben versorgen.

 

Und ganz nebenbei: Piraterie ist nicht nötig, die Eschberg-Reihe (wie alle anderen meiner Bücher auch) kann man kostenlos und ganz legal mit readfy lesen!

 

Drücke die eins, um mich endlich zum Psychiater zu schicken, die zwei, um mehr über Eschberg zu erfahren oder die drei, um direkt loszulesen. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Tanja Christmann (Mittwoch, 03 Januar 2018 21:58)

    Wunderschön geschrieben.
    Und ich muss sagen dass ich das deinem Buch Elisabeth auch gemerkt habe. Es steckt viel Liebe in dem Buch. Ich konnte michvan für mich unbekannten Orten finden. Sollte es die geben und jemals da hin kommen, denje ich nur dass ich dort schon einmal war. Und ich warte gerne jährlich auf die Fortsetzung welche so goll ist wie das erste Buch, als 5 mal was zu lesen.
    Warum? Weil mich Dein Schreibstil aber vor allem Deine Geschichte so sehr berührte.

    Mach bitte weiter so.

  • #2

    Larissa (Mittwoch, 03 Januar 2018 22:05)

    Liebe Tanja,

    vielen Dank für dein Lob!
    Eschberg selbst ist ja nicht ganz real, aber von diversen Städten und Menschen inspiriert (https://www.larissaschwarz.de/die-bücher/die-eschberg-reihe/warum-die-eschberg-reihe/) - vielleicht warst du also tatsächlich schon mal dort oder kennst jemanden.
    Und ich mache auf jeden Fall weiter - besonders gern, nach solchen Rückmeldungen.

    Alles Liebe,
    Larissa