„Hey Larissa, waren da nicht immer Emojis in deinen Eschberg-Büchern? Das fand ich immer cool, passte total gut zum Stil. Ich sehe nur noch Fragezeichen und Quadrate.“
Bäm! Diese [zusammengefasste] Nachricht hat mich gestern eiskalt erwischt. Also so richtig eiskalt. Im Auto bei minus 1° C, als ich gerade zum Zahnarzt wollte.
Ihr könnt euch denken, dass ich mir Schöneres für einen Montagvormittag vorstellen kann.
Tja, hättste nen Verlag ...
... hättste damit nix anner Brause. Ja, ja.
Das Selfpublisher-Leben ist ein steter Quell von Freude und Glückseligkeit. Ehrlich. An 360 von 365 Tagen im Jahr zumindest.
Gestern war allerdings einer der anderen fünf.
Was war geschehen?
Im Zuge der Schreibarbeit an Band 5 der Eschberg-Reihe hatte ich Band 1-4 noch mal gelesen, um lose Fäden aufzunehmen und den Duktus wieder zu
verinnerlichen. Und wie das so ist, wenn man etwas noch mal durchgeht: Man findet immer noch irgendwo einen Tippfehler oder stellt fest, dass ein Satzzeichen fehlt oder verrutscht
ist.
Null problemo, das kann man fix ausbügeln.
Papyrus Autor öffnen, Manuskript laden, ändern, speichern, PDF erzeugen, EPUB erzeugen, hochladen und schwupp: fertig.
Wer jetzt schreit, dass Papyrus Autor ja alle Fehler erkennt, dem sei gesagt: Nein, tut es nicht. Denn ein logischer Fehler wie bspw. „Er schreibt sie an.“ oder „Er schreit sie an.“ kann für sich
genommen ja ein völlig korrekter Satz sein, im Kontext aber falsch. Die KI liest nicht wie ein Germanist aus Fleisch und Blut, sondern prüft anhand von Mustern und Wahrscheinlichkeiten. Man kann
also dem Lektor und Korrektor Arbeit ersparen, indem man durch die Nutzung des Programms die meisten und blödesten Fehler aufdeckt und entfernt, aber schlussendlich erspart es einem nicht
unbedingt die menschliche Textberatung. Kommt halt drauf an, welchen Anspruch man an sein Manuskript hat.
Wo war ich?
Beim Zahnarzt. Ja. Ähm. Nein. Also schon, aber gedanklich war ich woanders.
Fehler beseitigen. Wie Zahnstein.
Als Selfpublisher habe ich nicht nur Layout, Verkaufspreise und Inhalt in der Hand, ich muss auch mit diversen Programmen umgehen können, sofern ich nicht jede Dienstleistung jenseits des
Schreibens outsourcen möchte.
Eigentlich ist Papyrus Autor – nein, ich bekomme kein Geld dafür, dass ich den Namen nenne, aber ich sollte eventuell mal fragen – schon ein Rundum-Paket. Es wandelt auf Knopfdruck das Manuskript
in Normseiten um, erstellt eine Lesbarkeitsanalyse, weist auf Stil und Fehler hin ... und es kann eben mit zwei Mausklicks PDF und EPUB erstellen. Diese beiden Formate sind notwendig, um das Buch
an die Druckerei zu übermitteln bzw. um es auf dem eBook-Reader oder Handy lesen zu können.
Sehr bequem, weil man dazu nämlich nicht selbst HTML beherrschen muss. Sehr unbequem, wenn man aber Elemente verarbeitet, die sich vom Manuskripttext nicht einfach in diese Sprache „übersetzen“
lassen.
Ein Zeichen dafür, dass die Technik uns beherrscht, nicht wir die Technik?
Jein. Wer HTML beherrscht, kann das zufriedenstellend lösen. Ist dann eben mehr als ein Knopfdruck. Aber geht.
Allerdings gehöre ich zu der Fraktion, die zwar irgendwie weiß, worum es bei HTML geht und auch, was ich da zusammenfrickle, aber mir macht das keinen Spaß und dementsprechend raubt es mir
Zeit. Außerdem ist wahrscheinlich schon für alles irgendwann mal ein Programm oder ein Quelltext geschrieben worden. Von Leuten, die das können. Da muss ich jetzt nicht auch noch das Rad neu
erfinden.
Dass bisher aber Emojis bzw. Emoticons, die ja aus unserer geschriebenen Sprache kaum noch wegzudenken sind, so stiefmütterlich behandelt werden, liegt daran, dass HTML sie zwar kennt und auch
darstellen kann, aber sie aus Papyrus nicht für HTML verständlich übertragen werden.
Das ist so ähnlich wie Deutsche und Englische Gebärdensprache. Die Lippenbewegung und die Handbewegung für ein und dasselbe sehen im Deutschen anders aus als im Englischen, weil es zwei verschieden Sprachen sind, auch wenn beide dasselbe Wort kennen und meinen. Man kann zwar erkennen, dass derjenige gebärdet, aber oftmals nicht zuverlässig sagen, was. Zumindest nicht, wenn man nicht beide Sprachen beherrscht. (Mehr dazu hier.)
Übertragen auf die Emojis bedeutet das: Das eBook (EPUB) weiß, dass dort ein Emoji steht, hat aber keine Ahnung, welches. Daher macht es an die Stelle zwei Fragezeichen bzw. ein Quadrat.
Wenn man Emojis in eBook-Text integrieren will, kann man das in den HTML-Text einbetten. Das ist aber sehr lästig, weil man den Quelltext dazu absuchen und im Zweifelsfall jedes Emoji manuell ersetzen muss.
In Selfpublisher-Foren und auf Plattformen wie KDP kursiert seit Jahren die Standardlösung, die Emojis nicht als Textbestandteil, sondern als Bild zu integrieren. Auch via HTML.
Wie ich finde <i class="em em-woman-facepalming" aria-role="presentation" aria-label=""></i> 🤦 *facepalm*
Spaß beiseite. Ich denke, ihr versteht, warum ich darauf bei mehreren Hundert Emojis pro Buch keine Lust habe. Zumal das Ergebnis im eBook bescheiden aussieht, da die Bilddateien nämlich je nach Readerdarstellung gern mal verrutschen.
Und nun?
Auf die ursprüngliche Lösung kam ich wie die Jungfrau zum Kinde. Ich hatte seinerzeit sowohl mobil in Pages als auch stationär in Word das erste Manuskript der Eschberg-Reihe geschrieben. In Pages waren Emojis einfach zu integrieren, eigentlich kam ich erst wegen der Arbeit am Handy darauf, die im Roman verwendeten Textnachrichten authentisch damit zu versehen.
Am Laptop habe ich dann seinerzeit alle Textfragmente in Word zusammengeführt. Die meisten Emojis hat das Programm automatisch in der Schriftart Segoe UI angezeigt, auch wenn der Fließtext Times New Roman war. Was nicht erkannt wurde, habe ich manuell via Copy and Paste aus Emojipedia eingefügt.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wie das als eBook aussehen könnte, da mir erst mal nur das gedruckte Buch vorschwebte. Ja, ich war naiv.
Ein Trick beim Selbstkorrektorat ist, sich den Text in einer anderen Schriftart anzeigen zu lassen, da man so umgeht, dass Auge und Hirn automatisch ergänzen oder ersetzen, was da zu stehen hat. Man wird für seine eigenen Texte halt betriebs- bzw. fehlerblind.
Im Laufe der Arbeit an "Märchenhaft - Elisabeth" wurde mir aber bewusst, wie wichtig eBooks auf dem Buchmarkt geworden waren, und ich setzte mich mit der Funktionsweise auseinander.
Das eBook-Management-Programm Calibre wurde mein Freund, denn so konnte ich mir anschauen, wie mein Buch als eBook aussieht.
Mit Calibre kann man eine Word-Datei importieren und sie in ein EPUB (oder MOBI oder oder oder) umwandeln lassen. Papyrus Autor, vielmehr: .pap-Dateien, sind offenbar zu unbekannt, die lassen sich nicht umwandeln.
Calibre erkennt, dass in Word Symbole bzw. Symbolschriftarten eingebettet sind und wandelt diese dann für das EPUB um. Der Clou ist, dass dadurch auf jedem eBook-Reader die Emojis als solche zu sehen sind.
Ja. Und? Kommt da noch was Spannendes?
Ihr seid immer so ungeduldig ... Wenn ich es kurzmache, heißt es wieder, das wäre alles unzusammenhängend und dann interpretiert ihr wieder was zwischen die Zeilen ...
Ja, da kommt noch was. So!
Ich muss nämlich leider gestehen, dass ich selbst vergessen hatte, wie ich vorgehen muss, und auch meine Notiz dazu nicht mehr finden konnte.
Da ich in der Zwischenzeit nur noch mit Papyrus an meinen Büchern gearbeitet hatte, war es natürlich verführerisch, dort den Knopf "In EPUB konvertieren" zu drücken und das korrigierte Manuskript hochzuladen. Weil ich an das Problem mit der Emoji-Darstellung nicht mehr gedacht hatte, kam es dazu, dass besagte Leserin nach dem Update nur die Fragezeichen und Kästchen zu sehen bekam. Ups. Sorry!
Ja. Und dann war da die Frage, wie ich aus dem Papyrus-Datei wieder ein ansehnliches eBook mache. Ich wusste, dass ich mal wusste, wie es ging, dass es eigentlich ganz einfach war und nur ein Häkchen richtig gesetzt werden musste oder so. ABER WIE?
Also fummelte ich den halben Tag an der Lösung, bis mir in alten Sicherungskopien Dateien mit dem Namen "Märchenhaft für epub.doc" unterkamen. Die Erleuchtung!
Back to the roots: Die Lösung war natürlich, den Text aus Papyrus komplett zu kopieren und ohne weitere Formatierung in eine Word-Datei zu übertragen und diese dann via Calibre in EPUB umzuwandeln.
Da EPUB auf HTML basiert, kennt ein eBook keine klassischen Seitenzahlen und auch keine Ränder. Also kann man den fertigen Text aus Papyrus, Scrivener, Pages usw. einfach ohne Rücksicht auf Umbrüche etc. kopieren.
Warum das Papyrus-Dokument nicht als Word-Datei speichern?
Geht auch, allerdings habe ich damit schlechte Erfahrungen gemacht, da unter Umständen auf diesem Weg die Schriftarteneinbettung verlorenging. Vermutlich habe ich nur ein Häkchen falsch gesetzt, aber da mir der kleine Umweg nicht wehtut, bin ich an dieser Stelle nicht noch weiter auf Fehlersuche gegangen.
Ah. Und?
Bekennende Emoji-Hasser werden jetzt vermutlich mit dem Kopf schütteln und sich fragen, warum man so einen Aufwand für unsinnige bunte Bildchen betreibt.
Emoticons gehören/gehörten nun mal zum Zeitgeist. Man muss sie nicht in Büchern und eBooks verwenden. Aber man kann. Um nichts anderes geht es.
Prinzipiell habe ich diesen Artikel aber nur verfasst, weil ich seit dem letzten Mal vergessen hatte, dass ich eben nicht einfach aus Papyrus in EPUB exportieren kann, und auch nicht mehr parat hatte, wie ich vorgehen musste. Statt mir für das nächste Mal nur einen Zettel mit der Anleitung in meine Arbeitsunterlagen zu heften, habe ich es also hier festgehalten. Und vielleicht erspart diese Lösung anderen Autor*innen die mühselige HTML-Manipulation bzw. das Implementieren von Bilddateien.
Vermutlich gibt es da draußen jemanden, der einen eleganteren Weg zur Lösung dieses Nischenproblems kennt. Möge er gern seine Weisheit in der Kommentarspalte mit uns/mir teilen. Ich werde den Artikel dann dahingehend editieren.
Und das war es jetzt?
Jap. Bis neulich!
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