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Ich bin [k]ein Star – Lasst mich in Ruhe!

Foto: Kai Dauvermann
Foto: Kai Dauvermann

 

Es vergeht derzeit kein Tag in den sozialen Medien, an dem nicht mindestens eine Handvoll [Hobby-]Fotografen ein Bild des Eisvogels postet, der sich in Dinslaken niedergelassen hat. Der possierliche kleine Piepmatz aus der Familie der Eisvögel – nicht verwandt mit den Eislöffeln – lockt seit ein paar Wochen eine stetig wachsende Schar Besucher an den Rotbach.

 

In der Kälte sitzen sie da, auf mitgebrachten Hockern oder Campingstühlen, und richten ihre Kameras auf den territorialen Einzelgänger. Armlange Objektive, kilogrammschwere Fotogeschütze. Giganten, die den ca. 16 cm kleinen und gerade mal 35-40 Gramm leichten Vogel porträtieren wollen. Man möchte fast schon von einer Jagd sprechen, immerhin von einer friedlichen. 

 

Da es augenscheinlich etwas Spannendes zu sehen gibt, gesellen sich zu den Fotografen Spaziergänger und versuchen, den Eisvogel mit bloßem Auge ausfindig zu machen. Bevorzugt am Wochenende, wenn es am Rotbach ohnehin sehr voll ist, bildet sich auf dem Weg eine kleine Traube und erschwert das Durchkommen. In Fahrzeugen aus Duisburg, Essen, Oberhausen, Düsseldorf und Mülheim reisen die Besucher an. Ob nun die Kennzeichen der Autos auf dem Parkplatz Rückschluss auf die Popularität des Vogels geben oder es sich schlichtweg um Firmenwagen handelt, lässt sich nicht erkennen. Vermutlich liegt die Wahrheit in der Mitte.

 

Aber was macht den Eisvogel überhaupt zur Attraktion? Er spricht nicht, singt nur selten und lässt sich nur mit viel Geduld bei der Jagd nach kleinen Fischen und Wasserinsekten beobachten. Sein Bestand ist nicht gefährdet, er ist standorttreu und tagaktiv. Im Prinzip nicht interessanter als Rotkehlchen und Grünspecht. Die Vermutung liegt nahe, dass bei den eisigen Temperaturen der Gedanke an ein ebenso kühles Bier und die damit verbundene Werbung aus den 1990ern aufkommt. Licher Pilsner hat den Eisvogel im Firmenlogo verewigt, Krombacher warb lange Zeit mit Naturaufnahmen, die einen heimischen See mit einer Insel zeigten. Alles etwas größer und üppiger, aber die Assoziation liegt nahe.

 mit freundlicher Genehmigung von Kai Dauvermann.

Der Star, der keiner ist (die Eisvögel gehören zur Ordnung der Rackenvögel), hält sich meistens in Wassernähe auf, wo er durch sein blau-orangenes Gefieder vor dem tristen Grau und Braun dieser Tage auffällt. Dieser Farbtupfer in der winterlichen Tristesse, in einer Zeit, in der alle darauf bedacht sind, Abstand voneinander zu halten, verbindet. Die gemeinsame Freude am Eisvogel lässt Fotografen und Betrachter emotional zusammenrücken. Das Teilen der Bilder in sozialen Netzwerken lässt auch diejenigen teilhaben, die nicht das Glück haben, in der Nähe eines Naturschutzgebietes zu wohnen oder die dieser Tage ihre Wohnung nicht verlassen können. 

 

Den Eisvogel nun aber zum Hoffnungsschimmer oder Zeichen der Solidarität zu stilisieren ist vermutlich extrem weit hergeholt. Dennoch ist es faszinierend, dass seine bloße Anwesenheit vielen Menschen Freude bereitet und für ein solches Interesse sorgt.

Hoffen wir, dass er durch den Rummel um seine »Person« keine Höhenflüge unternimmt und uns noch lange erhalten bleibt. Im Februar beginnt die Balz der Eisvögel und es wäre doch schön, wenn wir uns im nächsten Winter an mehreren dieser bezaubernden Tiere erfreuen dürften.

 

An dieser Stelle daher der Appell an alle, die ihn gern »aus der Nähe« betrachten wollen: Verscheucht ihn bitte nicht. An den digitalen Endgeräten könnt ihr ihn wesentlich besser und einfacher sehen als in der freien Natur. Da ist er sogar noch niedlicher als im Original. Ihr habt es dann auch übrigens nicht so weit zum Klo, könnt euch ein kühles Blondes oder eine heiße Zitrone hernehmen und ihn so oft und lange beglotzen, wie ihr wollt. Eure unangeleinten Hunde sind dann sicherlich auch entspannter. 

 

Merci beaucoup.

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Kommentare: 7
  • #1

    AlkoholisierterHobbyFotografMitHundUnangeleint (Sonntag, 31 Januar 2021 19:45)

    Also das muss mir jemand erklären: da echauffiert sich eine Dame über Fotografen die Fotos von einem Fotografen verwendet, welche dort entstanden sind, wo die Dame ein Problem sieht.
    Man kann an Menschen an die Vernunft appellieren und dies auch zurecht. Menschen mit Interesse an Tieren jedoch zu „schwer bewaffneten Soldaten“ mit unangeleinten Hunden und Blasenschschwäche sowie Alkoholproblem zu degradieren finde ich schon ein starkes Stück.
    Warum stellst du dich nicht mit Plakaten vor den Duisburger Zoo und machst mal wirklich was für den Tierschutz?
    Keine Sorge, dass der Vogel ein „Social Media Star“ ist liegt nicht an einem mini Hype wie du es schreibst, sondern an dem Versagen der Politik und den daraus resultierenden Corona-Umständen. Da entwickeln (Hobby-) Fotografen plötzlich Interessen an Themengebieten die vorher vielleicht im verborgenen geschlummert haben. Alle auf einmal. Es gibt ja aktuell wenig zu tun wenn alles geschlossen ist.
    Wenn du also was geistreiches schreiben und jemanden blöd von der Seite anmachen willst, dann richte doch deine Verbitterung an die Politik, da ist es immer angebracht. Sonst ist vielleicht Kai irgendwann böse mit dir.

    In dem Sinne, Prost!

  • #2

    Larissa Schwarz (Sonntag, 31 Januar 2021 19:50)

    Hm, schade, dass Sie keine Mailadresse hinterlassen haben, sonst könnten wir uns darüber gern unterhalten.
    Ich dachte mir bereits, dass jemand sich angegriffen fühlen würde.
    Bevor ich mich jetzt rechtfertige, dass es eben nicht darum ging, Fotografen und Spaziergänger an den Pranger zu stellen oder Corona-Maßnahmen in Frage zu stellen, lasse ich Sie einfach mal in dem Glauben, dass ich "nicht wirklich was für den Tierschutz" mache und meine "Verbitterung" bislang nicht an die Politik richte.
    Vermutlich komme ich vor lauter Lachen heute nicht in den Schlaf ...

    Stößchen!

  • #3

    Immanuel Kant (Sonntag, 31 Januar 2021 19:56)

    Vielleicht hilft es ja, wenn Du lernst dich präziser auszudrücken?! Ansonsten ist es vielleicht das falsche Hobby, befürchte ich :|

  • #4

    Larissa Schwarz (Sonntag, 31 Januar 2021 20:02)

    Vielleicht hilft es Ihnen ja, nicht wild etwas in den Text hineinzuinterpretieren?

  • #5

    Immanuel Kant (Sonntag, 31 Januar 2021 20:10)

    Was wild hineininterpretieren?! Weißt du nicht mehr was du schreibst? Vielleicht lässt du das doch besser sein mit Alkohol?!

  • #6

    Larissa Schwarz (Sonntag, 31 Januar 2021 20:14)

    @Immanuel Kant
    Ich werde auf Ihre Beiträge nicht weiter eingehen, solange Sie sich hinter Ihrem Alias verstecken und das hier als Plattform für Denunziation nutzen.

  • #7

    Immanuel Kant (Sonntag, 31 Januar 2021 20:26)

    Aber ich habe doch Eingangs sachlich formuliert? Und wofür brauchst du meine persönlichen Daten? Auf Marketing Material kann ich verzichten. Du hast dich im Text vergriffen, so einfach ist das. BB