Diener des Volkes – Ein paar Gedanken zu Fakt und Fiktion

Gestern Abend haben wir die dritte Staffel „Diener des Volkes“ beendet. Irgendwie fühlte es sich zwischenzeitlich pietätlos an, die Serie zu schauen, andererseits surreal, aber es war auch einfach spannend, lustig und ein Blick in die Ukraine, die Historie, das Nationalgefühl, das Leben dort. Ja, inszeniert, aber im Abgleich mit der Realität näher dran und drin als gewisse Print-Medien. 


Vielleicht war die Serie der aufwändigste und gleichzeitig beste PR-Coup in Sachen Wahlkampf ever, vielleicht aber doch nur glücklich gelegter Grundstein. Bei Zelenskyi muss man Ambiguität aushalten können, sich fragen, wer mehr von wem [gelernt] hat. Die Kunstfigur Wassily Petrowitsch Holoborodko von Wolodymyr Zelenskyi oder umgekehrt? Die Grenzen sind sicherlich an manchen Stellen fließend. 


Muss man seine Ambivalenz ertragen? Nee. Natürlich nicht. Man kann ihn auch einfach ablehnen und dazu auffordern, sich zu ergeben. Wenn man eine empathielose Kartoffel ist, die halt nicht über den Tellerrand guckt und dem Narrativ der Bild glaubt. 


Der Zelenskyi durch die Panama Papers gemachte Vorwurf der Korruption und Steuerhinterziehung ist nicht wegzudiskutieren, aber das darf gern an anderer Stelle stattfinden als hier. 

Nicht, dass ich die Augen davor verschließe, aber mir fehlt da die Expertise. Ich sehe ihn nicht ausschließlich als Helden, im Gegensatz zu seinem Serien-Ich, der sich wirklich so gut wie nichts zu schulden hat kommen lassen. Für mich überwiegt im realen Leben aber die Tatsache, dass er sein Land nicht verlassen hat, als er die Gelegenheit dazu [angeboten bekommen] hatte. Dass er über jeden noch so unsinnig erscheinenden Ausweg zumindest laut nachdenkt. Dem Mann ist klar, dass das mit der EU und NATO so schnell nix wird. Aber soll er seinem Volk das Gefühl geben, es nicht wenigstens versucht zu haben? Dass es nicht wert ist,  für es an jede Tür zu klopfen und um Hilfe zu bitten? 

Für uns klingt Zelenskyi fordernd, manchmal dreist oder herrisch. Versetzen wir uns mal kurz in seine Situation, auf seinen Standpunkt. Denken wir mal für einen Moment ukrainisch. Wer an der Stelle nicht weiterkommt, weil ihm das Gefühl dafür verständlicherweise fehlt, der begebe sich hierhin.


Danke. 

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